Wie bereits berichtet hat CodeGear/Borland eine neue Entwicklungsumgebung für PHP heraus gebracht. Da ich früher sehr gern mit Delphi gearbeitet habe und eigentlich immer begeistert war, habe ich mir sofort eine Studentenversion für 99,- bestellt. Mein Ziel war es bei der Entwicklung meiner beiden WordPress-Plugins Counterize II und WP-Referencesmap etwas mehr Unterstützung durch eine IDE und einen Debugger zu erhalten. Gleich vorab: dieses Ziel kann Delphi for PHP leider nicht erfüllen.
Die Verpackung
Schon beim Öffnen der Verpackung habe ich mich gewundert. Früher gab es bei Delphi immer eine nette Box mit einigen kleinen Beilagen (wie z.B. einem Poster). Diesmal gab es jedoch nur eine einfache DVD-Hülle. Das Cover ist total verpixelt – die meisten privaten Raubkopien werden mit besseren Druckern gedruckt.
Die Installation
Die Installation der Delphiversion auf meinem Windows XP Rechner verlief absolut problemlos – einzig die zwingende Registrierung war etwas unangenehm.
Die ersten Eindrücke
Nach dem Starten zeigt sich Delphi for PHP mit einem leeren Formular und gewohnten Tools wie CodeExplorer, Toolbox und ObjectInspector. Delphi liefert auch eine große Palette von PHP-Controls in der kostenlos verfügbaren „VCL for PHP“ mit. Diese ist komplett in PHP 5 geschrieben und demnach wohl auch nicht abwärtskompatibel. Bis hierhin sieht alles ganz normal aus. Delphi unterteilt sich in die zwei Ansichten Designer und Code-Ansicht.Â
Code vs. Designer
Im Designmodus kann man Komponenten auf seinem Formular platzieren und im ObjektInspektor die Eigenschaften editieren. Delphi legt dafür im Hintergrund ein XML-File für das gesammte Webprojekt an, in dem alle Eigenschaften der Formularkomponenten (Höhe, Breite, Position, …) gespeichert werden. Zur Laufzeit wird dieses File aufgeparst und die Werte auf die Komponenten gesetzt. Bei meinen Test bekam ich jedoch schon nach ein paar Minuten die ersten Fehlermeldungen im Designer – dabei wollte ich nur ein TabSheet etwas nach rechts verschieben.
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Im Code-Editor kann man den PHP-Quellcode editieren. Bei einem Formular legt Delphi auch gleich etwas Quellcode mit an. Syntax-Highlighting und Code-Vervollständigung wird natürlich unterstützt. Man kann Breakpoints setzen und mit F9 das Programm auf dem Testwebserver starten.
Der Designer arbeitet streng mit der VCL und dem XML-File der Properties. Eigene alte Quelltextfragemente können nicht visualisiert werden. Somit kann ich den visuellen Designer nur für neue Projekte verwenden bzw. ich müsste meinen gesammten Code in VCL-Komponenten portieren.
Remote-Debugging
Nun wollte ich gleich richtig einsteigen, aber zu meinem Bedauern kann Delphi for PHP kein Remote-Debugging – was übrigens nirgends auf der CodeGear-Seite oder in der sehr knappen Hilfe beschrieben ist. An dieser Stelle brach für mich eine Welt zusammen. Delphi liefert zwar standardmäßig einen Entwicklungswebserver mit, ähnlich wie die Cassini-Version bei ASP.NET, aber Remote-Debugging wird (zur Zeit) nicht unterstützt. Schlimmer noch – der Assistent zum Exportieren des Webprojekts exportiert zwar neben dem eigenen Code nur den tatsächlich benutzten Teil der VCL, bietet jedoch keine Möglichkeit des FTP-Uploads. Ich meine selbst mit meinen PsPad kann ich Quelltexte remote editieren.
Somit müsste ich meinen gesamten WordPress-Blog (samt mySQL-Datenbank) nochmal auf meinem lokalen Entwicklungs-Rechner spiegeln und Änderungen manuell mit meinem FTP-Programm hochladen. Team-Entwicklung fällt damit wohl auch flach.
Datenbank-Anbindung
CodeGear liefert standardmäßig neben dem Entwicklungsserver noch eine Testversion von InterBase mit. Diese kann man für eigene Testzwecke nutzen – vor dem Deployment muss InterBase jedoch lizensiert werden. Was soll das denn? Da liefern die eine Datenbank mit und dann darf ich die nicht benutzen? Mal davon abgesehen, dass natürlich mySQL der eigentliche PHP-Partner ist.
Fazit
Delphi for PHP hat sich für mich leider als absoluter Fehlkauf erwiesen. CodeGear/Borland hat einfach von der Firma qadram das Qstudio genommen und einen schönen Delphi-Sticker draufgeklebt. Ich habe mich von dem guten Namen und der Möglichkeit PHP in einer IDE zu nutzen blenden lassen. Dabei ist der Designer noch nicht komplett bugfrei, Remote Debuging wird nicht unterstützt, die Hilfe ist sehr sehr kurz und die Sache mit InterBase ist wirklich eine Frechheit. Für mich hat Borland hier alle Sympathien verspielt. Das Programm ist noch lange nicht marktreif und den Namen Delphi hat es schon gar nicht verdient.
Nachdem ich mich ja schon eine ganze Zeit lang mit ASP.NET und Visual Studio beschäftigt habe, muss ich sagen: Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Für mich stellt sich nun die Frage: Wie bekomme ich mein Geld zurück – Software ist ja leider vom Umtausch ausgeschlossen.
Jetzt werde ich mir also doch die Eclipse-PHP-Versionen (wie z.B. PHPEclipse) ansehen müssen…
Tags: ASP.NET, delphi, Delphi for PHP, eclipse, php, Tools, Visual Studio